Die gesetzliche Rentenversicherung ist in Deutschland mit Abstand das wichtigste Element der Alterssicherung und für die meisten Menschen im Alter die bedeutendste – und oft einzige – Einkommensquelle. Dafür ist das Leistungsniveau der Rente jedoch viel zu niedrig. Der aktuelle Zahlbetrag von nur 1.152 Euro über alle 21,3 Millionen Rentnerinnen und Rentner macht dies sehr deutlich. Auch bei genauerem Hinsehen wird klar, dass die Rente nicht ausreicht. Ein Großteil aller Altersrenten beruhten auf 35 und mehr Versicherungsjahren, also einem langen Arbeitsleben.
Männer mit dieser Versicherungszeit erreichen eine durchschnittliche Altersrente in Höhe von 1.543 Euro brutto, bei Frauen beträgt der Durchschnitt nur 1.173 Euro brutto.1 Die Armutsschwelle für Alleinlebende liegt aber bei 1.250 Euro netto und damit bei 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens (Median). Hier schafft es die gesetzliche Rente oftmals also nicht einmal, im Alter ein armutsfestes Einkommen darzustellen. Ganz zu schweigen davon, dass sie ursprünglich einmal den Lebensstandard sichern sollte.2
Vorschläge zu mehr privater Vorsorge oder einer verpflichtenden Ausweitung der Betriebsrenten können diese Probleme akut nicht lösen, denn ihre Implementierung braucht Zeit. Für die Bestandsrenterinnen und -rentner kämen derartige Reformen zu spät, für Menschen mit geringem Einkommen ist ihre Wirkung zu bezweifeln, denn sie würde zusätzliche Beiträge ohne oder nur mit geringer Arbeitgeberbeteiligung bedeuten. Geld, das die Menschen aber einfach nicht haben.
Hinzu kommt, dass die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge in den vergangenen zwanzig Jahren das sinkende Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung eben nicht ausgleichen konnten. Wieso das jetzt anders sein sollte, erschließt sich nicht.
Es ist also klar: Die gesetzliche Rentenversicherung muss wieder gestärkt werden! Dafür brauchen wir einen Dreiklang aus guter Arbeit, guten Löhnen und moderaten Beitragserhöhungen.
Konkret muss in einem ersten Schritt das Rentenniveau wieder auf 53 Prozent angehoben werden. Dort lag es schon mal vor den Rentenkürzungen der SPD-geführten Agenda-Politik der 2000er Jahre. Eine solche Erhöhung auf 53 Prozent bedeutete bei der aktuellen Standardrente nach 45 Versicherungsjahren zum Durchschnittsverdienst eine Rentenerhöhung von ca. 171 Euro. Für die Anhebung von derzeit 48,15 Prozent auf lebensstandardsichernde 53 Prozent benötigt die Rentenversicherung jährliche Mehreinnahmen in Höhe von knapp 36,24 Mrd. Euro. Die sind finanzierbar durch einen um zwei Prozentpunkte höheren Beitragssatz,3 was für Arbeitnehmer und Arbeitgeber eine monatliche Mehrbelastung von jeweils 38,12 Euro bedeuten würde.4