Am 26. September 1980 tötete eine Bombe auf dem Münchner Oktoberfest 13 Menschen und verletzte über 200 teils schwer. Das Attentat ist damit der schwerwiegendste terroristische Anschlag in der Geschichte der Bundesrepublik. Bis heute ist der Anschlag nicht aufgeklärt und auch die öffentliche Erinnerung wird der Bedeutung des Ereignisses nicht gerecht. Hierzu erklären Clara Bünger, innenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im deutschen Bundestag, und Ferat Kocak, Sprecher für Antifaschismus:
"Erst seit dem Ende der erneuten Ermittlungen 2020 gilt der Anschlag als politisch rechts motiviert. 40 Jahre lang beharrten offizielle Stellen auf der Lüge, dass es sich bei dem Anschlag um die unpolitische Tat eines von Liebeskummer getriebenen Einzeltäters handelt. Diese Verleugnung ist symptomatisch für den bundesdeutschen Umgang mit rechtem Terror. Doch obwohl die Tat heute als politisch motiviert anerkannt wird, steht das offizielle Ergebnis der Ermittlungen noch immer in einem entscheidenden Punkt im Widerspruch zu wesentlichen Zeugenaussagen und journalistischen Recherchen. Die Bundesanwaltschaft kam zu dem Schluss, dass der Attentäter Gundolf Köhler alleine gehandelt habe. Das ist unglaubwürdig", erklärt Clara Bünger.
Ferat Kocak ergänzt: "Viele Aspekte, von Aussagen, der Attentäter habe kurz vor der Tat mit anderen Männern am Tatort gesprochen, über die ungeklärte Frage, wie Köhler die Bombe gebaut haben soll, bis zu verschwundenen und vernichteten Asservaten, stellen die offizielle Version infrage. Es ist ein Versäumnis, dass die ursprünglichen Ermittlungen weder in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss noch im Zuge der wiederaufgenommenen Ermittlungen überprüft wurden. Die öffentliche Erinnerung an den Anschlag ist symptomatisch. Sie zeigt, dass rechter Terror nicht als die konstante und fundamentale Bedrohung unserer Demokratie verstanden wird, die er darstellt. Das wiederum hat damit zu tun, dass rechter Terror vor allem diejenigen bedroht, die im immer noch vorherrschenden Selbstverständnis Deutschlands nicht dazugehören. Für die erfolgreiche und nachhaltige Bekämpfung von rechtem Terror ist deshalb auch ein Verständnis gesellschaftlicher Zugehörigkeit von Bedeutung, das insbesondere all jene einschließt, die auch heute rechte Gewalt fürchten müssen."