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Altersarmut: Frauen und Ostdeutsche trifft es am härtesten

Nachricht von Sarah Vollath,

Altersarmut ist in Deutschland kein Randphänomen mehr. Im letzten Jahr lag die durchschnittliche Rente mit 1.329 Euro knapp unter der Armutsrisikoschwelle von 1.380 Euro (60 Prozent des mittleren Einkommens). Das ist die ernüchternde Bilanz einer Rentenpolitik, die Sicherheit verspricht, aber Armut fördert.

Altersarmut bei Frauen

Frauen sind im Alter sehr viel stärker gefährdet, in die Armut zu rutschen. Rund 8 Millionen Rentnerinnen in Deutschland musste im Jahr 2024 nur von ihrer Gesetzlichen Rente leben. Bei ihnen liegt die Rente im Schnitt gerade mal bei 1.005 Euro monatlich. Das sind ganze 375 Euro zu wenig, um sie effektiv vor Altersarmut zu schützen. Etwa ein Drittel der deutschen Rentnerinnen bezieht eine zusätzliche Rente, z. B. eine Hinterbliebenenrente. In diesem Fall liegt der durchschnittliche Gesamtrentenzahlbetrag bei 1.750 Euro.

Dazu Sarah Vollath, Renten- und Alterssicherungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke im Bundestag:
„Die erschreckenden Zahlen bei den Rentnerinnen sind ein Schuss vor den Bug für diejenigen, die glauben, dass Frauen längst gleichberechtigt sind. Wer zynisch auf die viel zu niedrigen Durchschnittsrenten schaut, könnte auf die Idee kommen, dass es für Frauen derzeit nur zwei Wege aus der Altersarmut gibt: die finanzielle Abhängigkeit von einem Mann oder den Tod ihres Mannes. Das gilt zumindest so lange, bis die Bundesregierung endlich eine echte langfristige Rentenreform auf den Weg bringt.

Nur um es nochmal deutlich zu sagen: Mit einer Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent sorgt die Regierung dafür, dass die Situation genauso desaströs bleibt, wie sie jetzt gerade ist. Damit können wir uns nicht zufriedengeben!“

Thüringen ist trauriger Spitzenreiter

Nicht einmal lange Erwerbsbiografien schützen in Deutschland vor Altersarmut. Nach 40 Versicherungsjahren erhalten knapp 40 Prozent der Betroffenen (also rund 3,3 Millionen Menschen) weniger als 1.378 Euro; selbst nach 45 Beitragsjahren liegen noch 31,2 Prozent der Rentnerinnen und Renter – 1,7 Millionen Personen – unterhalb der Schwelle.

Besonders dramatisch ist die Situation in Ostdeutschland: Selbst nach 40 Beitragsjahren erreicht etwa die Hälfte aller Versicherten keine Rente oberhalb der Armutssicherungsgrenze. Trauriger Spitzenreiter der Länderstatistik ist Thüringen: 52,2% der Rentner:innen erhalten hier nach 40 Beitragsjahren eine Rente unterhalb der Armutsschwelle. Ähnlich schlecht ist die Situation in Sachsen-Anhalt (51,4%), Sachsen (51,2%) und Mecklenburg-Vorpommern (50,2%). Westdeutscher Spitzenreiter ist der Freistaat Bayern mit einer Quote von 38,1%. Schlusslicht in dieser Statistik bildet das Saarland mit einer Rentenarmutsquote in Höhe von „nur“ 31,7% nach 40 Beitragsjahren.

Damit ist Altersarmut schon lange kein Einzelfall mehr, sondern mitten in unserer Gesellschaft angekommen. Dazu Sarah Vollath: „Merz' Vorgängerregierungen haben unser Rentensystem kaputtgespart. Liegt der amtierenden Bundesregierung etwas an den Rentnerinnen und Rentern, die akut von Armut bedroht sind, muss sie endlich handeln. Unser Vorschlag: Eine einkommens- und vermögensgeprüfte solidarische Mindestrente in Höhe von 1.400 Euro. Denn niemand sollte in Deutschland in Armut leben müssen – ganz besonders nicht nach einem Leben voller Arbeit.“

Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung

Wie groß die soziale Notlage inzwischen ist, zeigt sich auch beim Blick auf die staatlichen Auffangnetze: Im Dezember 2023 waren 689.585 Menschen ab 65 Jahren dazu gezwungen, Grundsicherung beziehen. Ihre Rente reicht schlichtweg nicht aus. In den letzten zehn Jahren ist diese Zahl konstant gestiegen.

Bei der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung muss von einer hohen, sozialpolitisch äußerst problematischen Quote der Nichtinanspruchnahme ausgegangen werden. Konkrete Zahlen dazu kann die Bundesregierung seit Jahren nicht liefern.

Drei-Säulen-Modell ist krachend gescheitert

Aus der Antwort der Bundesregierung geht auch klar hervor, dass das Drei-Säulen-Modell aus gesetzlicher Rente, betrieblicher und privater Vorsorge nicht funktioniert. In den letzten drei Jahren ist die Zahl der Riester-Verträge um rund 20% geschrumpft. Vor allem Geringverdienenden bietet diese Art der privaten Vorsorge keine ausreichende Absicherung. Auch hier sind Frauen besonders betroffen: Rund 18% der Riester-Sparerinnen haben ein Jahreseinkommen von weniger als 10.000 Euro. „Das Drei-Säulen-Modell ist krachend gescheitert“, kommentiert Sarah Vollath. „Das muss die Regierung endlich einsehen. Gerade diejenigen, die am meisten von Armut bedroht sind, können es sich heute am wenigsten leisten, privat vorzusorgen. Wir brauchen eine starke gesetzliche Rentenversicherung, die ihren Namen wieder verdient hat. Die tatsächlich vor Armut schützt – auch die, die nicht sehr üppig Geld zurücklegen können.“