Eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Cem Ince, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, zeigt deutlich: Die Zahl der sogenannten Aufstocker:innen steigt – ebenso wie die staatlichen Ausgaben.
Nach Jahren des Rückgangs ist eine Trendumkehr zu beobachten:
2023 erhielten rund 796.000 erwerbstätige Leistungsberechtigte staatliche Unterstützung in Höhe von 6,19 Milliarden Euro. Bedarfsgemeinschaften mit mindestens einer erwerbstätigen Person bezogen insgesamt 10,02 Milliarden Euro.
2024 steigt die Zahl auf 826.000 Personen mit Zahlungsansprüchen in Höhe von 6,99 Milliarden Euro. Die entsprechenden Bedarfsgemeinschaften erhalten insgesamt 11,61 Milliarden Euro.
Die vollständige tabellarische Übersicht finden Sie hier.
Cem Ince, Mitglied der Linksfraktion im Ausschuss für Arbeit und Soziales, kommentiert die Zahlen wie folgt:
„Es kann nicht sein, dass Hunderttausende trotz Arbeit auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Damit wird ein System aufrechterhalten, das niedrige Löhne indirekt subventioniert – statt gezielt in öffentliche Infrastruktur wie Pflege- und Kitaplätze zu investieren, die Menschen aus der Teilzeitfalle holen würden. Die Ausweitung des Niedriglohnsektors war ein politischer Fehler, der bis heute nachwirkt und viele Menschen in prekären Lebensverhältnissen hält.“
Auf unsere Nachfrage hin hat die Bundesregierung außerdem klargestellt, dass Zahlungsansprüche üblicherweise auf Ebene der Bedarfsgemeinschaften berechnet werden. Die Einkommen einzelner Personen werden innerhalb des Haushalts angerechnet, wodurch individuelle Zahlen immer im familiären Kontext zu betrachten sind.
Unser Fazit: Die Entwicklung zeigt, dass strukturelle Reformen nötig sind. Es braucht eine Erhöhung des Mindestlohns, eine Stärkung der Tarifbindung und Investitionen in öffentliche Daseinsvorsorge. Menschen, die Vollzeit arbeiten, sollten nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen sein – das ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit.