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Ayotzinapa – Jeder Verschwundene hat das Recht, gesucht zu werden!

Nachricht von Katrin Fey, Agnes Maria Conrad, Vinzenz Glaser,

Weltweit werden Menschen Opfer von Verschwindenlassen: Sie werden entführt, gefoltert und oft auch getötet. Und allzu häufig geschieht dies im Auftrag und mit der Unterstützung oder zumindest der Duldung des jeweiligen Staates. Besonders viele Fälle von gewaltsamen Verschwindenlassen erfolgen in Mexiko.

Am 26. September 2014 verschwanden in der mexikanischen Stadt Iguala nach einem Angriff durch die örtlichen Polizeikräfte 43 Studenten des Lehramtsseminars von Ayotzinapa. Bis heute ist der Fall nicht vollständig aufgeklärt, denn die Ermittlungen sind politisch stark umkämpft, weil es dabei auch um die Verstrickungen zwischen organisierter Kriminalität und staatlichen Behörden geht. Die Ermittlungen einer Expert:innengruppe (GIEI) deuten darauf hin, dass auch das Militär am Verschwinden der Studenten beteiligt war. Den Forderungen nach Aufklärung begegnete Mexikos Regierung zuletzt feindselig: 2024 warf sie den Familien und Menschenrechtsorganisationen eine Verschwörung gegen die mexikanischen Streitkräfte vor.

Der heutige Gedenktag von Ayotzinapa steht stellvertretend für das gewaltsame Verschwindenlassen in Mexiko. Über 130 000 Menschen sind als verschwunden registriert, wobei von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen wird. Denn allzu oft werden Angehörige auf der Suche nach ihren verschwundenen Familienmitgliedern bedroht und so verzichten viele von ihnen aus Eigenschutz auf eine Vermisstenmeldung.

Am 18. September 2025 empfingen wir im María Luisa Núñez Barojas und Carlos Martín Beristain zum Gespräch.

María Luisa Núñez Barojas teilte die erschütternde Geschichte ihres verschwundenen Sohns und ihren unermüdlichen Kampf um Gerechtigkeit. Carlos Martín Beristain, Mitglied der GIEI-Expert:innengruppe, sprach über die Herausforderungen bei der Aufklärung von Verschwundenenfällen. In unserem Gespräch stand die dringende Notwendigkeit von Veränderungen und die internationale Solidarität im Fokus, um den Opfern und ihren Familienangehörigen zu helfen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Wir stehen an der Seite der Verschwundenen und ihrer Angehörigen und fordern, dass die Bundesregierung das Verschwindenlassen und den Fall von Ayotzinapa in bilateralen Gesprächen mit der mexikanischen Regierung auf die Agenda setzt und das Problem der systematischen Straflosigkeit in Mexiko thematisieren. Wir fordern außerdem, dass die Bundesregierung die deutsch-mexikanische Zusammenarbeit bei der forensischen Identifizierung der Opfer fortsetzt und sich für den Schutz der suchenden Familienangehörigen einsetzt.

Das Gesetz gegen das Verschwindenlassen muss vollständig umgesetzt werden!