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Transparent an der Abbruchkante des Tagebaus Hambach | Foto: Flickr.com/Infozentrale (Public Domain)Foto: Flickr.com/Infozentrale

Klimapolitik von links - „Ich verstehe mich als Ökosozialist“

Im Wortlaut von Lorenz Gösta Beutin,

Artikel erschienen in der TAZ am 22.6.2025

Der Linken-Abgeordnete Lorenz Gösta Beutin ist der neue Vorsitzende des Klima- und Umweltausschusses. Im taz-Interview spricht er über seine Ziele.

 

taz: Herr Beutin, was sehen Sie als Ihre zentralen Ziele als neuer Vorsitzender des Umwelt- und Klima-Ausschusses des Bundestags?

Lorenz Gösta Beutin: Wir haben eine Situation, die eigentlich ziemlich absurd ist. Auf der einen Seite haben wir eine eskalierende Klimakrise. Das Verheizen unserer Lebensgrundlagen geht ungehindert weiter. Auf der anderen Seite ist die Aufmerksamkeit für das Thema stark zurückgegangen. Als Ausschussvorsitzender möchte ich natürlich dazu beitragen, dass die Klimakrise wieder stärker in den Fokus rückt. Hinzukommt, dass die von der Bundesregierung praktizierte Klimapolitik sehr ungerecht ist, wie auch der Expertenrat für Klimafragen festgestellt hat. Das heißt, dass deren Klimapolitik extrem zur Vermögensumverteilung von unten nach oben beiträgt. Wenn sich das nicht ändert, werden Maßnahmen fürs Klima weiter an Akzeptanz verlieren. Das wäre fatal.

taz: Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Beutin: Ich glaube, dass der momentane Weg, fast ausschließlich auf Marktförmigkeit zu setzen, der falsche ist und das möchte ich als Sprecher für Klimagerechtigkeit der Linksfraktion sichtbar machen. Dieser Weg führt irgendwann zur Disruption. So halte ich den Emissionshandel im Bereich Verkehr und Wärme grundsätzlich für falsch. Aber er ist leider beschlossen, auch deswegen braucht es funktionierende Ausgleichsmechanismen wie beispielsweise ein soziales Klimageld. Wir haben eine Situation, wo von rechts massiv unsere Demokratie angegriffen wird. Wir sollten dazu beitragen, dass Klimapolitik etwas ist, was die Demokratie stärkt und nicht weiter schwächt. Das kann nur eine Klimapolitik leisten, die auch sozial gerecht ist. Und daran ist die aktuelle Bundesregierung nicht interessiert.

taz: In der vergangenen Legislaturperiode leitete Klaus Ernst bis zu seinem Austritt aus der Linksfraktion den Klimaausschuss. Ist es für Sie eine Genugtuung, jetzt seine Nachfolge angetreten zu haben?

Beutin: Es ist schon eine interessante Volte der Geschichte. Es ist kein Geheimnis, dass ich mir schon viel früher eine Trennung von der in jeglicher Hinsicht fossilen Fraktion um Wagenknecht, Ernst und Co. gewünscht hätte. Denn die Linke strahlt jetzt endlich glaubwürdig aus, dass sie klare Alternativen zum fossilen Wahnsinn aufzeigt und eine spezifisch eigenständige ökosozialistische Klimapolitik entwickelt hat.

taz: Wie wollen Sie künftig verhindern, dass sich die Linke wieder in Richtung klimapolitischer Beliebigkeit bewegt, wie es zu Zeiten von Klaus Ernst der Fall war?

Beutin: Das wird nicht passieren. Zum einen haben wir das programmatisch festgeschrieben. Es gibt mittlerweile eine sehr gute Beschlusslage der Partei. Außerdem sind wir jetzt innerhalb der Bundestagsfraktion über 15 Abgeordnete, die sich dem sozialökologischen Umbau widmen und das Thema vorantreiben wollen. Das heißt, das Thema innerhalb der Fraktion zu stärken und sowohl in der Partei als auch in der Fraktion an einer noch besseren Vernetzung mit ökologisch orientierten Projekten, Bewegungen und Verbänden zu arbeiten.

taz: Aber gibt es nicht in der Linkspartei immer noch Stimmen, die Ihnen vorwerfen, grüner als die Grünen werden zu wollen?

Beutin: Das war schon immer Bullshit. Es geht um eine spezifisch linke Klimapolitik, die sich extrem von der Politik der Grünen unterscheidet. Ich verstehe mich als Ökosozialist und bin fest überzeugt davon, dass wir die Klimakatastrophe nur verhindern können, wenn wir die Logik des Kapitalismus angreifen, die Ressourcenausbeutung und immer weiteres Wirtschaftswachstum von Konzernen. Der Erhalt unserer Lebensgrundlagen ist eine Menschheitsaufgabe. Die Frage der Klimapolitik ist aber eben auch eine Klassenfrage, was die Grünen leider nicht sehen wollen. Klimapolitik muss zu mehr sozialer Gerechtigkeit, muss zu mehr Gleichheit führen.

Das komplette Interview finden Sie online.