Deutsche und französische Beschäftigte wehren sich gemeinsam gegen Jobklau beim Flugzeugbauer. DIE LINKE. unterstützt die Kollegen.
Sie haben sich den Rücken krumm geschuftet - nun droht ihnen die Entlassung. Die Beschäftigten von Airbus sollen für die Fehler des Management büßen.EADS und Airbus sind profitable Konzerne. Bei 40 Milliarden Euro Umsatz haben sie im letzten Jahr einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Auftragsbücher sind proppevoll. Trotzdem stellt die Konzernleitung die Lage bewusst sehr düster dar, um das Kürzungsprogramm »Power8« durchzusetzen: Sie droht, zehntausend Arbeitsplätze zu vernichten, um jährlich zwei Milliarden Euro einzusparen.
»Staatliche Industriepolitik sieht anders aus«, kommentiert der wirtschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion, Herbert Schui, das halbherzige Engagement der Bundesregierung. Um den multinationalen Mutterkonzern EADS wirksam zu kontrollieren, müsste sich die deutsche Regierung mit anderen europäischen Regierungen zusammentun und ein größeres Aktienpaket erwerben. »Bei Managementfehlern kann dann durch das Vetorecht gegengesteuert werden«, so Schui.
Ohne die Politik gäbe es den europäischen Luftfahrtkonzern gar nicht. Die dafür benötigten Investitionen und Entwicklungskosten wären für einen Privatkonzern mit kurzfristigem Renditedenken zu risikoreich und hoch. Schui: »Gegen den amerikanischen Konkurrenten Boing ist eine rein privatwirtschaftliche Firma machtlos.« Der US-Flugzeugbauer wird von den Vereinigten Staaten subventioniert. Aus diesem Grund sei es auch Unsinn, dass die Bundesregierung ihre Stimmrechte an DaimlerChrysler übertragen haben.
Das sieht auch Jörg Dombrowe so, er ist Vertrauensmann der IG Metall bei Airbus Bremen. Der Flugzeugmechaniker hat viele Protestaktionen mitorganisiert. »Unsere Gewerkschaft steht hinter uns. Die Kollegen sehen nicht ein, dass sie für Managementfehler bluten sollen.«
Mit Schui reiste Dombrowe Ende März nach Toulouse. Auf einer Wahlkampfveranstaltung der Kommunistischen Partei und der Gewerkschaft CGT berieten sie weitere Schritte im Abwehrkampf.
Der Vertrauensmann ist sich sicher, dass die Arbeitsplätze nicht mit nationalstaatlichen Egoismen gerettet werden können. »Konzernleitung und konservative Parteien lenken von ihrer Verantwortung ab. Die Belegschaften werden gegeneinander ausgespielt.« In Frankreich werde behaupt, die Deutschen seien schuld und umgekehrt. Dombrowe: »Nur mit internationaler Solidarität gewinnen wir.«
Fakten zu Airbus
- Der europäische Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS ging 1998 aus der Fusion des deutschen Rüstungskonzerns DASA, der französischen Aerospatiale-Matra und der spanischen CASA hervor.
- Das politisch-strategische Ziel: ein Konkurrenzkonzern zu den amerikanischen Flugzeug- und Waffenproduzenten Boing und McDonnell Douglas.
- EADS setzte 2006 mit 116800 Beschäftigten in 70 Entwicklungs- und Produktionsstandorten sowie 35 Außenbüros in fünf Kontinenten 2006 knapp 40 Milliarden Euro um.
- Hauptaktionäre bei EADS sind der französische Staat (15 Prozent), DaimlerChrysler (22,5), der Medien- und Rüstungskonzern Legadere (7,5), die Russische Staatsbank (5) sowie der spanische Staat (5). Am 7. Februar 2006 übernahm ein privat-öffentliches Finanzkonsortium von DaimlerChrysler einen 7,5 Prozent-Anteil.
- Airbus gehört zum Mutterkonzern EADS und ist die größte von fünf Tochtergesellschaften. In Deutschland arbeiten 21000 der 54000 Beschäftigten in Werken in Hamburg-Finkenwerder, Bremen, Nordenham, Laupheim, Varel, Buxtehude und Stade.