Frauen sind in der medizinischen Selbstverwaltung deutlich unterrepräsentiert.
Frauen sind schon immer medizinisch tätig. Priesterinnen und Göttinnen der Heilkunst agierten schon in der Urgesellschaft, im Römischen Reich waren Chirurginnen tätig. Hildegard von Bingen beschäftigte sich mit Pflanzenheilkunde und Florence Nightingale gilt als Pionierin der Krankenpflege.
60 Prozent der Studierenden und Berufseinsteigerinnen sind Frauen. Studien der Medizinischen Klinik Köln und der Techniker Krankenkasse belegen, dass weibliche Ärzte besser therapieren. Sie sind ihren Patientinnen und Patienten deutlich zugewandter, fürsorglicher und empathischer. Und sie bereichern die Medizin, indem sie die zunehmend erforschten Auswirkungen der Geschlechtsunterschiede in der Medizin berücksichtigen.
Wenn es um die Besetzung leitender Positionen im Gesundheitswesen geht, kippt der Anteil ins Gegenteil. Der Deutsche Ärztinnenverband stellt fest: Frauen werden wie vor 100 Jahren in der ärztlichen Selbstverwaltung und in den Fachgesellschaften als Bedrohung empfunden und negativ wahrgenommen. »Warum ist die gläserne Decke in Deutschland aus Panzerglas?«, fragt Dr. Roland Schmidt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Friedrich-Ebert-Stiftung. Deutschland sei in dieser Hinsicht nicht Exportnation, sondern Entwicklungsland. Die gläserne Decke steht für das Phänomen, dass die meisten hochqualifizierten Frauen beim Aufstieg innerhalb von Unternehmen oder Organisationen spätestens auf der Ebene des mittleren Managements hängenbleiben. Der Weg in die Führungsetage bleibt ihnen verwehrt, obwohl sie die gleichen Leistungen erbringen, wie bevorzugte männliche Kollegen.
Beim Anteil von Frauen in Führungspositionen liegt Deutschland an drittletzter Stelle in Europa. Es mangelt der Bundesregierung am politischen Willen, dies zu ändern.
Der Gemeinsame Bundesausschuss ist das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland. Im Ausschuss wird festgelegt, welche medizinischen Leistungen von der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattet und welche Arzneimittel zugelassen werden. Das Wissen, Denken, Fühlen und Handeln von Frauen dringt hier kaum durch, denn unter den 49 Mitgliedern und Stellvertretern sind nur elf Frauen.
Von Regina Stosch