Die Marktwirtschaft ist für ein Gesundheitssystem die beste Grundlage. So sieht es zumindest Gesundheitsminister Philip Rösler, wenn er meint »unterschiedliche Landesbasisfallwerte fördern den Wettbewerb«. Personal- und Betriebsräte von Krankenhäusern in Schleswig-Holstein entlarven den Widersinn dieser Sicht mit einem satirischen Vorschlag: Wenn eine Hüftoperation in Rheinland-Pfalz 8950 Euro kostet, in Schleswig-Holstein hingegen nur 8150 Euro zu erstatten wären, bietet sich doch eine Marktlücke an. Die Frau aus Koblenz reist an die Küste und lässt sich in Lübeck die Hüfte operieren. Vielleicht ist im benachbarten Freizeit-park noch eine Blinddarm-OP möglich und auf dem Rückweg in Berlin wird laut Preistabelle gerade günstig mit neuer Technik per Operation die Sehstärke der Augen verbessert. Die Abrechnung bei der heimischen Krankenkasse ergibt dann einen entsprechenden Gewinn. Reisebüros organisieren OP-Wochen und Kran-kentransporte führen zum Ort der Wunsch-OP. Ärzte verdienen, Fuhrunternehmen frohlocken und die Patienten scheinen auch glücklich, wenn vom Gewinn auch an sie etwas abfließt. Und das ganze Gesundheitssystem? Ist doch Rösler egal, Hauptsache der Wettbewerb läuft, der Markt funktioniert. Gerecht? Sozial? Quatsch, doch nicht im Kapitalismus, das ginge ja nun wirklich zu weit! DIE LINKE. im Bundestag fordert eine Bürgerinnen- und Bürgerversicherung für alle. Die Vorstellung, in der heimischen Umgebung komplett und gut versorgt zu sein, ist keine Frage des Systems, sondern des politischen Willens. Von Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin und Vorstandsmitglied der Fraktion DIE LINKE

Editorial
Von Cornelia Möhring,
erschienen in Querblick,
Ausgabe 18,