Belegschaft der Uniklinik Essen zwingt nach fünf Jahren Vorstand zum Einlenken.
Ob Stuttgart 21, Castortransport, Bombodrom, ob für Mindestlohn oder Leiharbeit, Deutschland hat sich verändert, die Gemütlichkeit vergangener Jahrzehnte ist unzähligen Demonstrationen und Protesten gewichen. Nach dem Motto »Nur wer aufsteht, kann sich auch widersetzen« nimmt der Widerstand gegen viele Ungerechtigkeiten des Alltags zu und die Wut gegen viele politische Ent-scheidungen wächst. Dass sich organisierter Protest zum Beispiel gegen Leiharbeit auch lohnt, zeigt das Engagement der Belegschaft des Uniklinikums in Essen. Mit der Soli-darität untereinander wurdederDruckgegendenLeiharbeits-- skandal immer größer. Die Leiharbeiter hatten sich wegen deutlich schlechterer Bezahlung bei gleichwertiger Arbeit im Vergleich zur Stammbelegschaft als Beschäftigte zweiter Klasse gefühlt.
323 nicht-ärztliche Kräfte waren im Labor, Sekretariat, Fahrdienst, in der Schreinerei und OP-Besteck-Sterilisation eingesetzt. Im Schnitt erhielten sie bei gleicher Tätigkeit wie die echten Uniklinik-Beschäftigten einen um ein Drittel geringeren Lohn, keine Betriebsrente und sechs Tage weniger Urlaub. Nach fünf Jahre währender Auseinandersetzung gab der Vorstand der Klinik nach. Die Leiharbeitsfirma PSG wurde geschlossen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endlich übernommen.
Großen Anteil am Erfolg im Kampf gegen die Leiharbeit hat der Personalrat des öffentlichen Unternehmens. Personalratschefin Alexandra Willer hatte bei den verschiedensten Veranstaltungen, darunter bei Konferenzen und der Fraktionsklausur der Linksfraktion im Bundestag, auf die Missstände hingewiesen. »Wir haben zusammen-gehalten und wurden von vielen in der Klinik und von außen unterstützt. Sonst wärederErfolgnichtmöglichgewesen«, sagt Alexandra Willer.