Die Bilanz des Krieges in Afghanistan ist für seine Bevölkerung katastrophal: Das Pro-Kopf-Einkommen liegt bei 300 US-Dollar pro Jahr, 90 Prozent der Frauen können weder lesen noch schreiben. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist weltweit am höchsten. Es fehlt an Wasser und Strom, Gesundheitsversorgung und Zugang zu Bildung und Arbeit. Im Süden Afghanistans herrscht eine endemische Hungersnot. Und: Die Kriegsführung der Nato gefährdet die Arbeit und das Leben der wenigen Entwicklungshelfer vor Ort.
Während sich die Ausgaben für die Bundeswehr auf rund 600 Millionen Euro pro Jahr belaufen, werden für reine Entwicklungszusammenarbeit - ohne Polizeiaufbau - derzeit nur 88 Millionen Euro ausgegeben. Auf 3200 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan kommen weniger als 200 staatliche Entwicklungskräfte aus Deutschland.
Es ist Zeit für eine umfassende Friedensstrategie für Afghanistan. In ihrem Zentrum muss die zivile und wirtschaftliche Entwicklung des Landes stehen. Und der Respekt vor der afghanischen Kultur. Zunächst müssen die Bombardements gestoppt und ein Waffenstillstand verhandelt werden. Die Vermischung von militärischen Einsätzen und zivilem Engagement ist ebenso zu beenden wie die Kooperation mit den Warlords. Parallel zur Bekämpfung des korrupten und militarisierten Polizeisystems müssen die Ausbildung der Polizei gefördert und funktionierende Formen der Rechtsprechung gestärkt werden. Außerdem sind politische und zivil-gesellschaftliche Netzwerke auf -lokaler und regionaler Ebene zu unterstützen und existierende Stammesstrukturen zu respektieren. Eine Alphabetisierungskampagne wäre ein notwendiger Beitrag dazu, dass sich die Menschen, besonders die Frauen an der politischen Gestaltung des Landes beteiligen können.
Für diese Politik wird sich DIE LINKE im Bundestag einsetzen!
Von Heike Hänsel

Frieden für Afghanistan
erschienen in Klar,
Ausgabe 6,