Monika Krause-Fuchs war viele Jahre anerkannte Chefaufklärerin auf der Insel
Fast schüchtern betritt Monika Krause die Räume des Berliner Frauenzentrums. Am Abend soll ein Film über sie gezeigt werden, ihre Bücher werden präsentiert. Diese jugendlich erscheinende Frau hat die Siebzig überschritten und gilt auf Kuba als Institution.
Monika Krause ist in einem kleinen Mecklenburger Dorf mitten im Krieg geboren, studierte in Greifswald Lateinamerikanistik und begeisterte sich für die Revolution auf Kuba.1961 lockte die Liebe zum damals jüngsten kubanischen Kapitän die 21-Jährige aus der DDR in die Karibik. Sein Schiff lag damals im Hafen von Warnemünde, 1962 gab es die Erlaubnis zur Heirat.
Diese Frau aus der DDR avanciert in den nächsten Jahren zur sexuellen Chefaufklärerin Kubas. Machokultur, frauenfeindliche Sexual-moral, eine weltweit einmalig hohe Quote an Teenagerschwangerschaften sowie Schwangerschaftsabbrüche als »Verhütungsmittel« waren keineswegs mit der Revolution verschwunden.
Vilma Espin de Castro gründete eine Nationale Arbeitsgemeinschaft für Sexualerziehung. Die junge energische Monika Krause wurde um Mithilfe gebeten. Die DDR genoss wegen ihrer sozialen Leistungen auf Kuba hohes Ansehen, auch für ihren freien Umgang mit Sexualität und Partnerschaft.
In den Folgejahren entstanden auf der Insel viele Stützpunkte der sexuellen Aufklärung. Anschaulich demonstrierte Monika Krause dabei überall den Gebrauch von Kondomen und Pessaren. Es folgten beliebte Sendungen im kubanischen Rundfunk und Fernsehen. Vor allem den jungen kubanischen Mädchen wurde sie oft wichtige Vertraute. Sie avancierte zur »Reina del condon«, zur »Kondomkönigin«.
Monika Krause redete mit Medizinern und Psychologen, schaffte Netzwerke auf dem Land, wurde Direktorin des Zentrums für Sexualerziehung.
Als sie schließlich Ende der Achtziger begann, die Verfolgung der Homo-sexuellen und deren dramatische Lebenssituationen öffentlich zu machen, hatte sie eine Grenze überschritten. 1990 kehrt sie nach Deutschland zurück, begann zu schreiben.
Wenn heute junge Schwule, Lesben und Transsexuelle am Malecon, Havannas Uferstraße, ungestört bei Tag und Nacht spazieren, dann zeugt dies von veränderter Sexualauffassung auf der Insel und ist ohne Frage ein Erfolg der jahrzehntelangen Arbeit von Monika Krause.
Fidel Castro hat sich inzwischen entschuldigt für die einstige Verfolgung der Homosexuellen.
Von Astrid Landero