Ulla Lötzer, Expertin für internationale Wirtschaftspolitik, spricht über internationale Arbeitskämpfe und Sanktionen gegen multinationale Unternehmen.
Fast gleichzeitig, aber getrennt voneinander haben die Textilarbeiterinnen in Bangladesch und Beschäftigte in Deutschland für höhere Löhne gekämpft. Warum ist es so schwer, das gemeinsam zu tun?
Ulla Lötzer: Gemeinsame Kämpfe brauchen gemeinsame Strukturen. Selbst in großen Industrieunternehmen mit Gesamtbetriebsräten sind gemeinsame Kämpfe an verschiedenen Standorten schwierig. Bei KiK, wo es weder in den deutschen Filialen noch bei den Zulieferern in Bangladesch Betriebsräte gibt, ist das fast unmöglich.
Inwiefern können Gesetze dazu beitragen, diese Kämpfe zu unterstützen?
In den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen gibt es Arbeits- und Sozialstandards, Umwelt- und Verbraucherkriterien, aber keine Sanktionsmöglichkeiten. Wir fordern Sanktionen gegen Unternehmen, die gegen diese Leitsätze verstoßen. Das gilt auch für Subunternehmen und Zulieferer. Wenn es zu Freihandelsverstößen bei der Welthandelsorganisation (WTO) kommt, gibt es ja auch Sanktionen.
Welche politischen Forderungen müssen heute erhoben werden, um Frauen auf der ganzen Welt zu motivieren, sich gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen?
Gleiche Bezahlung und gleicher Zugang zu Macht und Einfluss. Wir wollen mindestens die Hälfte der Welt!
Ulla Lötzer, stellvertretende Vorsitzende und Sprecherin für internationale Wirtschaftspolitik der Fraktion DIE LINKE