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Doris Achelwilm: Mehr Gleichstellung, weniger AfD

Archiv Linksfraktion - Rede von Doris Achelwilm,

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Gerade die Fraktion, die hier mit einer Männerquote von 90 Prozent sitzt, findet, dass Frauen mehr wollen oder bekommen, als ihnen zusteht. Das ist einfach nur peinlich.

(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Schauen Sie sich einfach einmal um, statt Kampagnen gegen Gleichstellungsbeauftragte und sogenannte Quotenfrauen zu führen und überall Genderverschwörungen zu wittern. Dieses antifeministische Schauspiel können wir als Linke nur vollständig zurückweisen.

(Beifall bei der LINKEN)

In Unternehmensvorständen ohne Quote stagniert der Frauenanteil unter 10 Prozent. Um das noch einmal klarzustellen: Die meisten Unternehmen lassen nicht eine Frau in den Vorstand und geben als Zielgröße für die Zukunft „null“ an. Ohne verbindliche Quoten passiert hier nichts; das ist leider die Situation. Dann haben wir noch die Masse an Niedriglöhnen in sogenannten Frauenberufen, die erdrückenden Armutsrenten, die ungleiche Arbeitsverteilung in den Familien und Fakten und Fakten, die eindeutig belegen: Wenn wir jetzt keine wirksamen Gleichstellungsgesetze gegen Lohn- und andere Diskriminierungen schaffen, kommen wir gerade durch die pandemiebedingten Rückschläge keinen einzigen Schritt voran. Und das ist vollständig inakzeptabel.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Was wir nicht brauchen, sind rechte Männer und auch rechte Frauen, die zur Wahrung ihrer Privilegien und Besitzstände Stimmung gegen Gleichstellung und Emanzipation, gegen queere Menschen, interkulturelle Vielfalt, Alleinerziehende und somit immer auch gegen soziale Gerechtigkeit organisieren.

Gerade in diesem Klima machen Gleichstellungsbeauftragte einen unverzichtbaren, anspruchsvollen Job. Hilfreich wäre, wenn Vorgesetzte, die ja meist männlich sind, auf Gleichstellungsbeauftragte, die im Verfassungsauftrag handeln, aktiv zugehen und ihre Aufgabe auf Augenhöhe ernst nehmen. Weil das erfahrungsgemäß nicht passiert, müssen die Durchgriffsrechte der Beauftragten gesetzlich erweitert werden. Wenn stattdessen hier darauf abgezielt wird, ihre Stellen zu kürzen oder als Kompromiss flächendeckend für Männer wie Sie zu öffnen, zeigt das, dass es nicht um die Sache geht,

(Beatrix von Storch [AfD]: Abschaffen!)

sondern um egoistische Interessen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Beharrungskräfte gegen Geschlechterparität hier im Bundestag und anderswo, die Widerstände gegen eine messbare Aufwertung von Arbeiten, die vor allem Frauen wegtragen, zum Beispiel in der Pflege, sind sehr groß. Ja, auch Männer sind durch patriarchale Verhältnisse benachteiligt, insbesondere dann, wenn sie Rollen oder Berufe einnehmen, die traditionell auf Frauen zugeschnitten sind. Deswegen geht es bei Gleichstellung auch nicht um eine reine Frauenveranstaltung, sondern um eine Mammutaufgabe für alle, mit verbesserter Kitaversorgung, fair verteilten Elternzeiten, starker Tarifbindung für gute Löhne und einem Steuersystem, das Frauen nicht systematisch in die Rolle der weniger Verdienenden zwingt, Stichwort „Ehegattensplittung“. Gute Demokratinnen und Demokraten machen hier mit und nicht da.

Vielen Dank und schönes Wochenende.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)