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Lorenz Gösta Beutin: Artensterben stoppen ist historische Aufgabe

Archiv Linksfraktion - Rede von Lorenz Gösta Beutin,

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Unsere Tochter ist zwölf Jahre alt, und wenn sie mich fragt: „Was tust du gegen die Klimakrise, was tust du gegen das Artensterben?“, dann will ich ihr eine Antwort geben können. Denn sie steht Freitag für Freitag mit Fridays for Future auf der Straße. Sie kämpft um ihre Zukunft, und sie kämpft um unser aller Zukunft. Und wenn wir ganz ehrlich sind, dann müssen wir sagen: Sie und ihre Freundinnen haben viel mehr begriffen als einige hier im Deutschen Bundestag.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir haben mittlerweile eine Situation, wo 500 000 Arten als lebende Tote über diese Erde laufen. Sie sind nicht mehr zu retten, sagt der Bericht der Vereinten Nationen. Weitere 500 000  Arten werden in den nächsten Jahrzehnten aussterben, wenn wir nicht entschieden handeln. Deswegen sprechen die Forscherinnen und Forscher mittlerweile vom sechsten großen Artensterben. Sie wissen sicher alle, was das fünfte große Artensterben war. Das fünfte große Artensterben war das Aussterben der Dinosaurier. Aber es gibt einen Unterschied: Wir haben mittlerweile Handlungsmöglichkeiten. Dieses Artensterben ist selbstgemacht, es ist menschengemacht, und wir können es stoppen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Der Bericht der Vereinten Nationen zur Biodiversität macht sehr deutlich, was dafür verantwortlich ist: Es sind eine verantwortungslose Agrarindustrie, Überdüngung, Flächenverbrauch, Umweltverschmutzung und in zunehmendem Maße eben auch der Klimawandel. – Und es wird sehr klar, was zu tun ist. Wir müssen unsere Art, zu leben, wir müssen unsere Art, zu konsumieren, wir müssen unsere Art, zu wirtschaften, von Grund auf ändern. Wir müssen aufhören, Flächen zu verbrauchen und Ressourcen zu verschwenden, und wir müssen die Agrarindustrie in die Schranken weisen. Und vor allem: Wir müssen Umweltzerstörung und Klimawandel entschieden bekämpfen.

(Beifall bei der LINKEN)

Seien wir mal ehrlich: Die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ist nicht gleichmäßig verteilt. Die reichen Industriestaaten profitieren davon. Sie machen damit kurzfristige Gewinne. Die Globalisierung des Kapitalismus hat in den letzten Jahrzehnten zu Hunger, Armut, Kriegen und Fluchtgründen geführt. Deswegen ist unsere Antwort: Wir brauchen globale Gerechtigkeit; denn die Message des Berichtes ist klar und eindeutig.

(Jürgen Braun [AfD]: Alles noch mal wiederholen!)

Die Message lautet: Es geht so nicht weiter. Es reicht nicht, wenn wir unseren Kapitalismus nur grün anstreichen.

(Jürgen Braun [AfD]: Die Sozialisten machen die Natur am meisten kaputt!)

Wir müssen etwas verändern. Wir müssen unser Gesellschaftssystem verändern, unsere Art, zu wirtschaften und zu leben.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen eine Alternative zum rücksichtslosen Profit und zum Konkurrenzdenken.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Ineffizient!)

Unsere Alternative ist sehr klar: Wir wollen diesen Kapitalismus überwinden. Wir wollen eine solidarische Gesellschaft. Wir wollen grenzenlose Solidarität.

(Beifall bei der LINKEN – Jürgen Braun [AfD]: Gehen Sie nach Nordkorea, Herr Beutin! Weiter so!)

Was können wir also tun? Schauen wir nach Großbritannien und nach Irland. Die haben zugehört. Die haben den Klimanotstand beschlossen. Ich sage ganz klar: Es reicht nicht mehr, alle vier Jahre zur Wahlurne zu schreiten. Es reicht nicht mehr, die Verantwortung abzugeben. Vielmehr müssen wir alle Verantwortung übernehmen. Nicht handeln ist keine Option. Das gefährdet die Zukunft unserer Menschheit.

(Beifall bei der LINKEN)

Deswegen sagen wir ganz klar: Die Menschen müssen auf die Straße gehen. Es ist gut, wenn unsere Bevölkerung aktiv wird. Es ist gut, wenn nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Omas und Opas, die Eltern aktiv werden. Ich will Ihnen zum Schluss ein Zitat aus der Abhandlung „The Soul of Man under Socialism“ von Oscar Wilde vorlesen, ein Zitat, das, glaube ich, die Situation sehr gut trifft:

"Wer die Geschichte gelesen hat, weiß, dass Ungehorsam die ursprüngliche Tugend des Menschen ist. Durch Ungehorsam ist der Fortschritt geweckt worden, durch Ungehorsam und durch Rebellion."

(Jürgen Braun [AfD]: Sie sollten besser George Orwell lesen!)

Also: Fangen wir an, ungehorsam zu sein! Gehen wir auf die Straße! Wagen wir die Rebellion!

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN – Karsten Hilse [AfD]: 89! Genau! Sind wir gegen euch auf die Straße gegangen!)