Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Grünenanträge, die uns hier vorliegen, geben mir noch mal Gelegenheit, auf eine Sorge einzugehen, die Sie von der Regierung vielleicht nicht teilen, die ich Ihnen trotzdem gerne vortragen will.
Mit den verschiedenen Vorschlägen, die Sie mit unterschiedlichen Begründungen gemacht haben – Versorgungssicherheit, bessere Verknüpfung von Netzaufbau und anderem –, schaffen Sie eine zusätzliche fossile Gasinfrastruktur, 20 Jahre bevor wir aus fossiler Energie vollständig ausgestiegen sein wollen. Gasbohrungen vor Borkum bis zum Ammersee – ich bitte Sie! Was soll das werden? Wir haben bereits überdimensionierte LNG-Kapazitäten. Es war notwendig, diese aufzubauen, aber nicht in dieser Dimension.
Sie wollen neue Gaskraftwerke, wie gesagt, 20 Jahre vor dem totalen Ausstieg. Die sind 30, 40 Jahre lang in der Nutzung. Wenn wir sie jetzt schaffen, weil wir sie zum Ausgleich von Schwankungen brauchen, müssen sie schon jetzt für Wasserstoff ausgelegt sein. Sie müssen auf geringe Betriebsdauern von höchstens 1 000 Stunden im Jahr ausgelegt sein. Sie müssen auf schnelle Zuschaltbarkeit ausgelegt sein. So viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.
(Beifall bei der Linken)
Frau Reiche sagt, sie will den Netzausbau und den Ausbau der Erneuerbaren besser in Einklang bringen. Okay, das teile ich. Wenn das aber bedeutet, dass sie gleichzeitig sagt: „Dann muss der Ausbau der Erneuerbaren eventuell gebremst werden“, dann führt uns das doch noch weiter in die Abhängigkeit von den alten, fossilen Energieträgern.
Wir brauchen eine konsistente Standort- und Technologieplanung für die neuen Kraftwerke, für den Ausbau der Batteriespeicher – eben netzdienlich, aber nicht nach dem Motto „Der Billigste erhält den Zuschlag“, egal für was und wo.
(Beifall bei der Linken)
Sie wollen obendrauf noch ein zusätzliches bundesweites Leitungssystem schaffen, um abgeschiedenes CO2 durch die ganze Republik zu schicken und dann am besten unter der Nordsee zu verpressen. Das wird die Stromkosten in die Höhe treiben. Gestern machten sich Kolleginnen und Kollegen von der CDU schon Sorgen darüber, dass die Leitungen vielleicht nicht ausgenutzt sein werden. Ich bitte Sie: Die CO2-Speicherung darf für Gaskraftwerke nicht gelten. Das sind keine unvermeidbaren Emissionen;
(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
denn sie sind plan- und regelbar. Und dafür müssen Sie sorgen.
Denken Sie noch mal darüber noch, wo der Weg, den Sie jetzt einschlagen wollen, hinführt. Die Zementierung der fossilen Abhängigkeit dürfen wir nicht vertiefen. Schaffen Sie die Möglichkeiten, dass wir den Ausstieg bis 2045 einhalten!
Danke schön.
(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)