Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte demokratische Kolleginnen und Kollegen! Ich hasse Staus, und ich hasse Verspätungen; aber noch viel mehr hasse ich es, dass die Wege mit der Bahn für die hart arbeitenden Familien eine Belastung sind. Von Familienfreundlichkeit bei der Deutschen Bahn kann keine Rede mehr sein; denn wer heute mit Kindern unterwegs ist, braucht starke Nerven und einen dicken Geldbeutel.
Ich möchte Ihnen das gerne konkret vorrechnen. Für Eltern mit zwei Schulkindern, die in Stuttgart leben, ist die Fahrt mit Bus und Bahn mittlerweile ein Luxus. Beide Eltern zahlen, um mit der Straßenbahn zur Arbeit zu fahren, aktuell jeweils 58 Euro im Monat für das Deutschlandticket, ab dem nächsten Jahr sogar 63 Euro; ihre Kinder fahren mit dem Jugendticket BW jeweils für 39 Euro zur Schule oder zum Sportverein. Zusammen sind das über 200 Euro im Monat. Und als ob das nicht genug wäre, zahlen sie für eine Familienreservierung in Fernzügen mittlerweile über 40 Euro. Hinzu kommen horrende Mieten und der immer teurer werdende Wocheneinkauf.
Und was bekommen wir für dieses Geld? Züge, die ausfallen, überfüllte Züge, Verspätungen, kaputte Aufzüge.
(Henning Rehbaum [CDU/CSU]: Und Reden von den Linken!)
Während Kinder am Bahnsteig warten, lässt die Bahn Züge leer durchs Land fahren, damit die Statistik zur Pünktlichkeit besser aussieht – leer, ohne Fahrgäste, nur um die Bilanz zu verschönern!
Ausbaden müssen das die Beschäftigten der Bahn, obwohl sie jeden Tag großartige Arbeit leisten. Von dieser Stelle aus möchte ich mich bei den Lokführerinnen und Lokführern, beim Servicepersonal, bei den Reinigungskräften, bei allen Beschäftigten der Deutschen Bahn für ihre großartige und wichtige Arbeit bedanken.
(Beifall bei der Linken)
Danke sagen reicht aber nicht; denn Tausenden Beschäftigten bei DB Cargo droht bald der Jobverlust – zentrale Jobs für eine Verkehrswende, bei der mehr Güter von der Straße auf die Schiene müssen. Die Beschäftigten halten diesen kaputten Laden am Laufen, während die Vorstände kurzsichtige Managemententscheidungen fällen. Betroffen sind immer erst die Beschäftigten und Fahrgäste, nie ihre eigenen Boni oder ihr aufgeblähter Apparat. Aber wer heute Beschäftigte entlässt, wird niemals eine verlässliche Bahn schaffen.
Die Deutsche Bahn ist Teil der Daseinsvorsorge und kein profitorientiertes Unternehmen. Daher muss endlich, erstens, die Deutsche Bahn stabil und über Jahre hinweg ausreichend finanziert werden, zweitens ein Fonds zur Sanierung der vielen maroden Schienen eingerichtet werden, müssen drittens die Trassenpreise reformiert oder, besser noch, ganz abgeschafft werden. Viertens. Bringen Sie das 9-Euro-Ticket wieder zurück, und schaffen Sie einen Nulltarif für Schüler/-innen, Azubis und Studierende!
(Beifall bei der Linken – Michael Donth [CDU/CSU]: Und Freibier!)
Und fünftens. Echte Barrierefreiheit auf allen Bahnhöfen und in allen Zügen muss endlich geschaffen werden.
Mobilität ist ein Grundrecht, und daher sagen wir als Linke: Die Bahn muss für die Menschen da sein, verlässlich und für alle bezahlbar.
Vielen Dank.
(Beifall bei der Linken)