Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte demokratische Kolleginnen und Kollegen! Die Streichung der Familienreservierung ist eine gnadenlose Frechheit und eine Schnapsidee.
(Beifall bei der Linken)
Der Deutsche-Bahn-Vorstand beweist, dass eine familienfreundliche Bahn mit ihm nicht möglich ist. Sie haben aber anscheinend auch völlig den Verstand verloren; denn vor ein paar Minuten konnten wir die Meldung lesen, dass jetzt 21 000 der günstigeren Tickets abgebaut werden sollen.
(Zuruf von der Linken: Wahnsinn!)
Schon klar, als DB-Manager mit Boni und Gehalt im Millionenbereich kann man sich das auch schwer vorstellen. Aber zusätzliche Kosten von mehr als 20 Euro für eine Reservierung sind für viele Familien schlichtweg nicht drin.
(Beifall bei Abgeordneten der Linken)
Der DB-Konzern sieht kein Problem darin, wenn Kinder zukünftig in Gängen liegen und keinen Sitzplatz haben, weil die Familie sich die Reservierung schlicht nicht leisten kann. Der Vorstand der Deutschen Bahn sollte sich dafür in Grund und Boden schämen.
(Beifall bei der Linken)
Am Ende muss das eigene Zugpersonal das Ganze ausbaden. Denn jeder kann sich die überlasteten und verzweifelten Familien in Zügen vorstellen, die ihren Frust loswerden wollen. Die absolute Frechheit kommt aber erst noch. Auf die massive Kritik der Bevölkerung reagiert der Vorstand, indem er seine eigenen Fahrgäste zu den Schuldigen macht. So sei die Familienreservierung teils missbräuchlich verwendet worden. Es ist schon sehr dreist, dass ein staatseigener Konzern sein eigenes wirtschaftliches Versagen mit angeblichem Fehlverhalten der Fahrgäste begründet. Diese Entscheidung ist ein Klassenkampf von oben. Sie haben das Wohl der Menschen aus den Augen verloren. Es ist eine Entscheidung, die Familien im Stich lässt und das Reisen für viele unmöglich macht.
(Beifall bei der Linken)
Die Kolleginnen und Kollegen aller Fraktionen im Verkehrsausschuss und auch heute hier waren gegen die Entscheidung der Deutschen Bahn, die Familienreservierung zu streichen, und haben das auch öffentlich zum Ausdruck gebracht. Aber dem Bahnvorstand ist das völlig egal. Er zieht seine familienunfreundliche Entscheidung einfach durch. Das ist doch Wahnsinn. Wie sehr hat die Politik die Kontrolle über die Deutsche Bahn verloren? Nicht einmal die Regierung selbst kann bei so einer dramatisch wichtigen Entscheidung der Deutschen Bahn für so viele Bürgerinnen und Bürger mitreden. Verkehrsminister Schnieder interessiert es einfach nicht.
(Michael Donth [CDU/CSU]: Stimmt überhaupt nicht!)
Mit der Streichung der Familienreservierung hat die Bahn wieder einmal bewiesen: Sie hat den Bezug zu ihren Kunden völlig verloren, und niemand in der Politik hat die Kontrolle über dieses Versagen. Ich fordere die Deutsche Bahn auf, ihren unverschämten Fehler sofort zurückzunehmen und zukünftig die gesamten Reservierungskosten aufzuheben. Der Vorstand sollte zudem insgesamt für sein Versagen zurücktreten.
(Beifall bei der Linken)
Und es ist Zeit, die Deutsche Bahn vollständig unter staatliche Kontrolle zu stellen.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Die gehört dem Staat!)
Nur so kann das Gemeinwesen gesichert werden.
Vielen Dank.
(Beifall bei der Linken)