Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Was haben Frankreich, Spanien und Portugal, Deutschland aber nicht? Sie haben bis zu 28, 42 oder 63 Tage bezahlte Freistellung für den zweiten Elternteil nach der Geburt. Und was haben wir? Ein Trauerspiel. Die Europäische Union hat längst klare Mindeststandards gesetzt: zehn Tage bezahlte Freistellung. Und kommen Sie jetzt nicht mit Ihrer juristischen Mogelpackung. Elterngeld ersetzt keine sofortige, bezahlte Freistellung nach der Geburt.
(Beifall bei der Linken)
Das mag formalrechtlich gerade so ausreichen, für Familien reicht es aber nicht. Sehr geehrte Frau Ministerin, Sie sprechen oft von Familienfreundlichkeit. Aber schöne Worte helfen nicht, wenn am Ende nichts geliefert wird. Wir helfen Ihnen heute mal auf die Sprünge und haben unseren Antrag für 28 Tage Elternschutz auf die Tagesordnung gesetzt.
(Beifall bei der Linken)
Liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD, Sie hatten die Familienstartzeit noch groß im Wahlprogramm stehen. Und dann? Im Koalitionsvertrag kann man dann plötzlich nichts mehr davon lesen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle werdenden Eltern.
(Beifall bei der Linken)
Hier geht es nicht um Urlaub, sondern es geht um Gesundheit, es geht um Gerechtigkeit, und es geht um einen fairen Start ins Familienleben. Wissenschaftlich ist belegt: Die Unterstützung durch den zweiten Elternteil entlastet die Mutter im Wochenbett und senkt sogar das Risiko postnataler Depressionen. Stillen, Behördengänge, die Betreuung weiterer Kinder – all das bewältigt man am besten gemeinsam.
(Beifall bei der Linken)
Elternschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, keine Privatsache der Familie und auch keine Last, die der Arbeitgeber alleine tragen muss. Ich spreche hier nicht nur als Abgeordnete, sondern auch als zweifache Mutter. Ich weiß, was diese ersten Tage nach der Geburt wirklich bedeuten. Eltern und Kind brauchen gemeinsame Zeit, um sich kennenzulernen und Bindungen aufzubauen. Wenn der zweite Elternteil unmittelbar nach der Geburt wieder voll arbeiten muss, zementiert das längst veraltete Rollenbilder. Die Last der Sorge muss vom ersten Tag an fair geteilt werden. Denn der Väterreport zeigt: Väter und andere zweite Elternteile wollen mehr Zeit für Familie.
(Beifall bei der Linken)
Deshalb fordert Die Linke: 28 Tage bezahlte Freistellung für den zweiten Elternteil oder eine von der Mutter benannte Vertrauensperson, finanziert über das bewährte Umlageverfahren U2, genau wie beim Mutterschutz; ein Diskriminierungs- und Kündigungsverbot im Zusammenhang mit dem Elternschutz; eine automatische Verlängerung befristeter Arbeitsverträge bis zum Geburtstermin. Geben Sie Familien diese Chance. Zeigen Sie endlich, dass Sie deren Bedürfnisse ernst nehmen. Diese wertvolle Zeit nach der Geburt ist etwas ganz Besonderes für junge Familien, und sie kommt nie wieder zurück.
Vielen Dank.
(Beifall bei der Linken)
