Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! „Früher war mehr Lametta! Ich will jetzt mein Geschenk!“ Kennen Sie Loriots „Weihnachten bei Hoppenstedts“? Das ist ganz lustig. Der Opa der Familie ist ungeduldig und lamentiert, dass früher alles besser war. Genau so in etwa wirkt die AfD mit ihrem nächsten rückwärtsgewandten Antrag. Darin kann ich meinen Vorrednern absolut zustimmen.
Zuerst das Zahlenspiel. Die AfD ruft „Stromimporte!“ und wedelt mit 2024. Ja, Deutschland importierte 2024 kommerziell 67 Terawattstunden und exportierte 35 Terawattstunden. Das ist ein Nettoimport von 32 Terawattstunden. Aber: Das ist keine Blackout-Vorbereitung, das ist europäischer Stromhandel. Glückwunsch, das haben Sie erkannt.
(Beifall bei der Linken sowie der Abg. Karoline Otte [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Dr. Rainer Kraft [AfD]: Abfluss von Kapital!)
Die Bundesnetzagentur sagt dazu glasklar: Deutschland hat ausreichende Erzeugungskapazitäten; importiert wird, wenn die inländische Erzeugung teurer wäre. Auf Deutsch: Wir kaufen da, wo es günstiger ist.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Warum ist es im Ausland günstiger? In Frankreich!)
Das kennen Sie aus den Prospekten.
Jetzt kommt der Teil, bei dem man loriotmäßig sehr höflich lächelt, aber innerlich eigentlich den Kopf lieber auf den Tisch knallen möchte. Die AfD verkauft diesen Handel als Kapitalabfluss – als wäre Strom ein Goldbarren, der nachts heimlich über die Grenze rollt. Rechnen wir das Ganze mal alltagstauglich durch: Die 32 Terawattstunden netto sind grob 7 Prozent unseres Stromverbrauchs 2024. 93 Prozent des Stroms kommen also noch von hier.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Aus Gas und Kohle!)
Das ist kein Zusammenbruch, das ist gute Nachbarschaft, würde ich sagen, nur mit Leitungen statt mit Zucker und Eiern von nebenan.
Noch schöner wird es beim Preisdrama. Wenn man Ihrer Argumentation folgt, müsste nach dem Atomausstieg der Strompreis wie ein Hefeteig durch die Decke gehen. Tat er aber nicht. Der durchschnittliche Day-Ahead-Preis 2024 lag 17,5 Prozent unter dem von 2023. Wenn wir schon bei geistigem Dünnpfiff
(Dr. Saskia Ludwig [CDU/CSU]: Also bitte!)
sind: 2024 gab es 457 Stunden mit negativen Preisen. Da war der Strom nicht knapp, da war er zeitweise so üppig,
(Leif-Erik Holm [AfD]: Hat auch Geld gekostet!)
dass der Markt sagte: Nehmt ihn bitte. Wir bezahlen euch auch das Taxi.
(Dr. Klaus Wiener [CDU/CSU]: Das ist unerträglich, was Sie hier erzählen! – Dr. Saskia Ludwig [CDU/CSU]: Einfach dumm!)
Zur Netzstabilität. Die AfD vermutet hier wackelige Netze. Fakt ist: Es gab 11,7 Minuten Ausfallzeit pro Jahr. Das ist kein Blackout, das ist weniger als die durchschnittliche Zeit, die die AfD für eine Zwischenfrage braucht, um sich selbst zu widersprechen.
Nun zur Nuklearallianz selbst. Sie tun so, als wäre das ein Kraftwerk, dem man beitritt, und zack: Die Glühbirne leuchtet wieder heller. Aber eine Allianz ist erst mal ein politisches Format, kein Generator. Wenn Sie schon so gern mit EU-Zahlen werfen: Fünf Jahre Verzögerung bei neuen Projekten können zusätzliche 45 Milliarden Euro obendrauf nach sich ziehen. Ihr „kostengünstig“ ist also ungefähr so belastbar wie ein Pappstuhl im Regen.
(Beifall bei der Linken sowie der Abg. Karoline Otte [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Den Uniper-Märchenwahn können Sie sich auch sparen. Nur weil ich Aktionär/-in bin, bin ich noch lange keine Betreiberin oder Betreiber. Wenn Sie eine Bahncard kaufen, sind Sie noch kein Lokführer. Wir wollen dieser Allianz also nicht beitreten, auch wenn unsere Ministerin Reiche dort gerne einmal zum Lobbykuscheln antritt. Diese Vorstellung ist uns hinreichend bekannt.
Und an die AfD: –
– Wenn Sie schon Allianzen mögen, treten Sie doch einmal einer Allianz der Fakten bei. Das ist nämlich Technologieoffenheit.
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der Linken)
