Frau Präsidentin! Abgeordnete! Ich möchte heute die Geschichte von Leyla Abla erzählen. Leyla ist Kind von Gastarbeitern. Ihre Eltern kamen nach Deutschland, um dieses Land mit aufzubauen – unter schwersten, oft unmenschlichen Bedingungen. Sie wurden in Berlin-Kreuzberg angesiedelt, wo die Häuser verfielen, an der Mauer, wo niemand leben wollte. Das war kein Zufall. Menschen, die nicht in das deutsche Weltbild passten, wurden konzentriert, abgeschoben an die Ränder der Stadt. Aber sie haben etwas aufgebaut. Sie haben Kreuzberg zu dem gemacht, was es heute ist. Sie haben gearbeitet, Steuern gezahlt, Kinder großgezogen und Leben in diese Stadt gebracht.
Nach der Mauer – Kreuzberg mitten in Berlin – kamen die Immobilienkonzerne. Mieten explodierten, und Menschen wurden verdrängt. Als Leylas Eltern nach Jahrzehnten harter Arbeit in Rente gingen, konnten sie sich die Wohnung nicht mehr leisten. Die Familie zog nach Süd-Neukölln, in eine Hochhaussiedlung.
Heute arbeitet Leyla im Krankenhaus in Neukölln. Jeden Tag macht sie das, was unsere Gesellschaft am Laufen hält: Sie kümmert sich um die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Wenn sie nach Hause kommt, pflegt sie ihre Eltern. Und am Ende des Monats muss sie jeden Cent zweimal umdrehen.
Leyla ist das Gesicht all jener, die unter Ihrer verfehlten Mietenpolitik,
(Zuruf der Abg. Claudia Roth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Ihrer verfehlten Gesundheits- und Pflegepolitik und Ihrer verfehlten Arbeits- und Rentenpolitik leiden, aber nie mitbestimmen durften, weil sie keinen deutschen Pass hatten.
(Stephan Brandner [AfD]: Ich glaube, die sitzen im Paulanergarten! Kann das sein?)
Vor drei Jahren die Wende: Sie beantragt den deutschen Pass. Sie will mitbestimmen, weil sie von Ihrer Politik im Interesse der Reichen direkt betroffen ist. Sie will wählen, weil sie die Hetze und den Rassismus der AfD fürchtet.
(Lachen bei Abgeordneten der AfD – Stephan Brandner [AfD]: Ab in den Paulanergarten!)
Sie will wählen, um ein Zeichen zu setzen – gegen Naziterror in Hanau, in Halle, in Neukölln.
(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Claudia Roth [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Sie von der AfD träumen davon, Menschen wie Leyla zu deportieren,
(Widerspruch bei der AfD)
obwohl sie sich seit 40 Jahren für dieses Land den Rücken krumm macht. Und Sie von der CDU/CSU und SPD – herzlichen Glückwunsch! – haben geschafft, was die AfD allein nie schaffen konnte: Mit Ihrer Migrationspolitik machen Sie den Hass der AfD salonfähig und wundern sich dann, dass die AfD stärkste Kraft wird.
(Beifall bei der Linken sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Stephan Brandner [AfD]: Mich wundert das nicht!)
Leyla darf immer noch nicht wählen, weil die Behörden überlastet sind, weil es zu wenig Personal gibt, weil Digitalisierung in diesem Land im Steinzeitalter hängen geblieben ist.
(Stephan Brandner [AfD]: So wie Sie mit Ihren Ansichten!)
Und warum? Weil angeblich kein Geld da ist. Aber Hunderte Milliarden fürs Militär, für die Polizei, für Ihre reichen Freunde, die sind irgendwie immer da.
(Beifall bei der Linken)
Deshalb fordern wir die Vermögensteuer. Wir holen uns das Geld von den unanständig Reichen und geben es denen, die es brauchen, indem wir investieren: in Schulen, in die Jugend, in sozialen Wohnungsbau, in unser Gesundheitssystem, in Bürgerämter, wo die Anliegen der Menschen bearbeitet werden.
(Beifall bei der Linken – Stephan Brandner [AfD]: Das ist der wahre Sozialismus!)
Und wir fordern: Einbürgerung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Wir fordern, dass alle, die fünf Jahre in diesem Land leben, auch ohne deutschen Pass wählen dürfen – damit Menschen wie Leyla nicht auf Gerechtigkeit warten müssen, damit Mitbestimmung kein Privileg bleibt, sondern endlich Realität wird. Leyla Abla ist Deutschland; ich küsse ihr Herz.
(Beifall bei der Linken)
Lassen Sie mich mit einem Rap-Zitat enden: Ihr wollt, dass wir uns ändern – wir müssen jedes Jahr unseren Aufenthalt verlängern. Checkst du?
(Beifall bei der Linken – Martin Hess [AfD]: Beste Wahlwerbung für die AfD!)