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Was ist aus der Sportmilliarde geworden?

Rede von Christian Görke,

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Auch ich möchte das Licht auf den Sporthaushalt, der jetzt beim Bundeskanzleramt verortet ist, richten und beginne mit einem Zitat:

"„Damit Deutschland auch zukünftig zur Weltspitze im internationalen Sport zählt, setzt die Bundesregierung die Spitzensportförderung auf hohem Niveau fort.“"

Diese aktuelle Aussage der Bundesregierung ist nicht nur realitätsfern, sondern sie ist auch Selbsttäuschung von erschreckendem Ausmaß. Deutschland ist – und das wissen wir alle – längst nicht mehr Weltspitze, und mit diesen im Haushalt zur Verfügung stehenden Mitteln werden wir diesen dramatischen Rückgang noch weiter vergrößern.

Ein Vergleich zur Spitzensportförderung anderer Sportnationen gefällig? Großbritannien, Frankreich, Australien stellen jeweils 400 bis 500 Millionen Euro jährlich bereit, allein die Universität Texas 330 Millionen Euro. Frau Staatsministerin, wenn bereits eine einzige amerikanische Universität genauso viel investiert wie die gesamte Bundesregierung, dann sieht man: Wir haben nicht nur den Anschluss verloren, sondern wir haben ein Problem.

(Beifall bei der Linken)

Meine Damen und Herren, gleichzeitig kämpfen viele Athletinnen und Athleten nicht nur um Medaillen, sondern auch um ihre Absicherung und Existenz. Denn wer nicht von der Sportförderung der Bundespolizei oder der Bundeswehr gefördert wird, erhält gerade einmal 800 Euro monatlich von der Sporthilfe. Leistungssport – das ist Vollzeitsport, 24/7 – wird mit 800 Euro pro Monat abgespeist, und das betrifft mittlerweile die Hälfte unserer Kaderathleten. Das ist ein Unding, meine Damen und Herren, nein, mehr: Das ist skandalös!

(Beifall bei der Linken)

Deshalb fordern wir als Linke gemeinsam mit den Athleten in Deutschland eine existenzsichernde Mindestförderung unserer Kaderathleten von 1 800 Euro pro Monat. Mal ehrlich: Wer seine besten Athleten zwischen Training und Existenzkampf wählen lässt, hat jedes Recht verwirkt, von „Spitzensportförderung auf hohem Niveau“ in der Bundesrepublik zu sprechen.

(Beifall bei der Linken)

Meine Damen und Herren, ein kleiner Lichtblick: Zumindest für die 17 Olympiastützpunkte in Deutschland gibt es etwas mehr. Aber diese Erhöhung deckt nicht mal den Inflationsausgleich der letzten Jahre ab.

Gleichzeitig wird beim Leistungssportpersonal gekürzt. In Brandenburg wird das bedeuten, dass vier Trainingswissenschaftler knapp 4 000 Leistungssportler betreuen. Das muss man sich mal vorstellen! Wie soll man da Weltspitzenleistungen entwickeln? Oder nehmen wir die Bundestrainerinnen und Bundestrainer, die bei permanenter Befristung 60 Stunden pro Woche auf hohem Niveau arbeiten und ein besseres Facharbeitergehalt bekommen. Kein Wunder, dass viele von denen mittlerweile das Weite suchen. Diese Situation im Leistungssport, meine Damen und Herren, mit diesem Haushalt abgebildet, ist beschämend.

Und nun zur „Sportmilliarde“. Noch in der letzten Woche haben Sie hier den Eindruck erweckt, dass diese Investitionsmilliarde in den kommenden Jahren jährlich ausgereicht wird. Und dann schaut man in den Haushalt und stellt fest: Im Haushalt stehen insgesamt 330 Millionen bis 2028. – Sie haben nicht nur die Sportöffentlichkeit hinter die Fichte geführt, Frau Staatsministerin, sondern Sie verweigern sich auch den Realitäten. Deutschlandweit liegt unser Investitionsstau bei Sportstätten bei rund 40 Milliarden Euro.

Zum Schluss drei Erwartungen der Linken an Sie, Frau Staatsministerin. Erstens. Verinnerlichen Sie diese Zahlen und diese Realitäten. Zweitens. Lösen Sie die strukturellen Probleme zur besseren Finanzierung des Spitzen-, aber auch des Breitensports, und, drittens, bewerben Sie sich erst dann für Olympische bzw. Paralympische Spiele. Für diese Reihenfolge hätten Sie unsere Unterstützung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der Linken)