Letzte Woche war ich im Thüringer Grenzgebiet, im Wald bei Eisenach. Es war erschreckend: mächtige Buchen ohne Blätter und Rinde, die noch im Frühjahr gesund schienen, Fichten ohne Nadeln oder schon von Borkenkäfern besiedelt. Die Forstbetriebe schaffen es nicht mehr, die toten Bäume aus dem Wald zu entfernen; es sind zu viele.
Ich war im bewirtschafteten Mischwald – tote Buchen und Fichten –, ich war in Buchenwäldern – tote Buchen –, ich war in Fichten-Monokulturen – entnadelte Fichten –, und ich war in Waldgebieten, die seit den 50er-Jahren sich selbst überlassen wurden – tote Buchen und Fichten. Egal, ob im seit 50 Jahren sich selbst überlassenen Urwald, in Monokulturen oder im bewirtschafteten Mischwald: Zwei Jahre mit Hitze und Dürre ließen Buchen und Fichten sterben, unabhängig von der Bewirtschaftungsform. Die Bäume sterben; es steht schlecht um unseren Wald.
Offensichtlich wurde: Es ist standortabhängig – abhängig von Hanglage, Höhe, Boden und Untergrund –, ob Fichten oder Buchen noch leben. Deshalb ist ein Biotopverbund, durchgehend von der Ostsee bis ins Fichtelgebirge, sehr wichtig, damit wir lernen, welche Baumarten unter den sich ändernden Klimabedingungen wo noch wachsen und welche Baumarten an welchen Standorten nicht mehr werden leben können.
Der ehemalige Grenzstreifen der DDR verbindet verschiedenste Standorte, Lagen, Bodentypen und Lebensräume. Meist unverbaut, mit wenigen Straßen und Siedlungen, bietet sich die Chance, ein grünes Band einzurichten. Dieser ehemalige Grenzstreifen ermöglicht es, zu lernen, wie wir unseren Wald retten können. Darüber hinaus vernetzt er die Lebensräume für viele Tierarten und bildet einen Zufluchtsort für Insekten.
Durch die verschiedenen verbundenen Biotope können Tiere und Pflanzen wandern, sich ausbreiten. Die linksgeführte Landesregierung hat in Thüringen dieses grüne Band eingerichtet, und für Die Linke ist dies ein wichtiger Schritt zum Erhalt der Artenvielfalt.
Es braucht zusätzlich ein Programm, das diesen einmaligen Biotopverbund bundesweit sichert. Das kostet Geld, und deshalb hat Die Linke im Haushalt eine Aufstockung von 50 Millionen Euro für den Erhalt unseres Naturerbes gefordert. Die Linke will 200 Millionen Euro für den Waldumbau. Mit diesem Geld können auch die notwendigen Forschungen zum Wald finanziert werden.
Das alles ist eine Aufgabe von Umwelt- und Klimapolitik, eine Aufgabe, um unsere Zukunft zu sichern. Anträge, die diesem Zweck dienen, unterstützt die Linke.
Der Grenzstreifen erinnert gleichzeitig an die Folgen der deutschen Teilung und mahnt, die Vergangenheit nicht zu vergessen. Die Linke hat zum Beispiel in Thüringen Forschung dafür an Hochschulen finanziert. Wir unterstützen Museen und Gedenkstätten, welche die Erinnerung wachhalten. Der Blick zurück ist wichtig, damit Demokratie gestärkt wird. Das ist eine Aufgabe von Kultur- und Bildungspolitik. Wir unterstützen eine lebendige Erinnerungskultur.
Die Vermischung von Umweltpolitik und Erinnerungskultur in diesem Antrag verhindert, dass beide bestmöglich umgesetzt werden, und schadet damit sowohl dem Umwelt- und Klimaschutz als auch der Erinnerung und der Demokratie. Machen Sie zwei Anträge daraus; das wird Ihren verschiedenen Anliegen besser dienen.