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Ralph Lenkert: Keine Angst vorm Wolf

Archiv Linksfraktion - Rede von Ralph Lenkert,

Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Sie von der Union, die gesamte rechte Seite des Hauses, Sie haben, nein, Sie schüren die Angst, die Angst vorm bösen Wolf.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Anders kann man Ihre Reden, Anträge und Managementsachen nicht interpretieren. Diese verlogene Argumentation, Herr Hilse – übrigens auch bei Ihnen von der FDP und von der Union –, kann man nur machen, wenn man durch die nationalistische Brille immer nur auf sich selbst guckt und nicht ins Ausland schaut.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Lachen bei Abgeordneten der FDP und der AfD – Stephan Thomae [FDP]: Sie haben nicht zugehört!)

In Rumänien mit 2 500 Wölfen leben seit Jahrzehnten Menschen, Schafe, Herdenschutzhunde und Touristen zusammen.

(Karsten Hilse [AfD]: Wie dicht ist Rumänien denn besiedelt? So ein Quatsch, was Sie hier erzählen! – Gegenruf des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Zuhören, Herr Hilse, zuhören!)

In Italien mit 2 000 Wölfen leben seit Jahrzehnten Viehzüchter, Bauern, Herdenschutzhunde, Wölfe nebeneinander, und es gibt sogar Touristen, die gerne dorthin fahren, und manchmal freuen sie sich, wenn sie einen Wolf vor die Kamera bekommen.

(Grigorios Aggelidis [FDP]: Wie naiv sind Sie denn!)

Da sage ich mal ganz offen: Was ist der Unterschied zwischen diesen Ländern und Deutschland? In diesen Ländern gibt es Weidetierprämien, in diesen Ländern gibt es Herdenschutzhundprogramme, in diesen Ländern werden Entschädigungen unbürokratisch durchgeführt – dann ist das Zusammenleben möglich.

(Beifall bei der LINKEN – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Aber die AfD will ja nicht vom Ausland lernen! – Zuruf der Abg. Carina Konrad [FDP])

Aber Sie, Sie haben Angst, jawohl, die FDP hat Angst, die Union hat Angst, und die andere Truppe auch: Sie wollen einfach kein Geld ausgeben, Sie wollen kein Geld für die Viehzüchter ausgeben, für die Weidetierprämie. Sie wollen kein Geld für Herdenschutzhundprogramme ausgeben. Und Sie wollen Entschädigungen schwierig gestalten. Das ist einfach schäbig.

(Beifall bei der LINKEN)

Jetzt komme ich mal zu Ihren Änderungen im Bundesnaturschutzgesetz. Der Wolf, der mehrfach Schafe reißt, wird vielleicht nicht erkannt. Dann darf irgendein Wolf des Rudels geschossen werden.

(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Aber beim vierten oder fünften oder vielleicht beim zehnten Mal!)

Wird das nächste Tier gerissen, dann wird der nächste Wolf geschossen – so lange, bis die Wolfsrisse aufhören oder das Rudel ausgerottet ist. Ein Schelm, wer bei solchen Menschen daran zweifeln würde, dass der Täterwolf als Letzter erlegt wird.

(Karsten Hilse [AfD]: Also, das ist so abstrus! Das hätte ich selbst von Ihnen nicht erwartet! Also wirklich! – Gegenruf des Abg. Manfred Grund [CDU/CSU]: Doch!)

Sie wollen Wölfe ausrotten, Sie wollen überhaupt kein Zusammenleben erreichen. Diese Regelungen sind einfach nur schlecht.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn Sie den Wolf ins Bundesjagdgesetz aufnehmen, dann nehmen Sie den Naturschutzbehörden die Möglichkeit, schnell zu reagieren.

(Zuruf der Abg. Carina Konrad [FDP])

Wie sieht es denn aus? Ein Wolf soll entnommen werden. Dann muss sich die Naturschutzbehörde mit dem Jagdpächter in Verbindung setzen, der muss genehmigen, dass bei ihm gejagt wird – bzw. man kann eine Ausnahmeregelung zusätzlich beantragen –, und in der Zwischenzeit ist der Wolf in ein anderes Revier gelaufen.

(Karsten Hilse [AfD]: Herr Lenkert, Sie haben keine Ahnung von Wölfen! Gar keine!)

So regeln Sie nichts, das ist einfach Schwachsinn.

(Beifall bei der LINKEN)

Wenn Sie wirklich das Zusammenleben von Wölfen, Menschen, Tierhaltern regeln wollen, dann führen Sie die Weidetierprämie ein – so, wie es Linke und Grüne fordern –, dann führen Sie das Herdenschutzhundzentrum zu einem Erfolg, –

– dann sorgen Sie dafür, dass wir die Bäuerinnen und Bauern –

– genügend entschädigen, wenn die Wölfe zuschlagen, –

– und dann reden Sie hier nicht von Wolfsausrottung, sondern reden Sie davon, –

– wie man gemeinsam das Problem lösen kann.

Vielen Dank. – Herr Präsident!

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])